In den letzten Jahren wurde vermehrt über ein rasches Insektensterben berichtet. Forscher der Universität Würzburg haben dieses Problem nun deutlich näher untersucht. Und sind dabei zu einem traurigen Ergebnis gekommen.
Was sind die Ursachen?
Für das Überleben der Menschen sind Insekten von hoher Bedeutung. Sie sorgen unter anderem dafür, dass Bäume und Pflanzen bestäubt werden. Aus diesem Grund ist der Insektenschwund besonders beunruhigend. Die Forscher der Universität Würzburg fanden in einer Studie in Bayern heraus, dass vor allem die Eingriffe der Menschen in die Natur dafür verantwortlich sind. Die Erwärmung des Klimas spielt überraschenderweise hierzulande dabei eine deutlich kleinere Rolle als zuvor angenommen. Besonders negative Auswirkung hat die zunehmende Verstädterung und die damit verbundene Versiegelung von Böden oder intensive Landwirtschaft. Der Klimawandel und damit die oft höheren Temperaturen könnten sich sogar positiv auf die Menge der Insekten und auf Anzahl der Arten auswirken. Allerdings gilt dies nur bis zu einer bestimmten Temperaturgrenze, die glücklicherweise hier noch nicht erreicht ist.
Was sind die Ergebnisse von bisherigen Untersuchungen?
Bisherige Untersuchungen zu diesem Thema hatten einige Schwächen, wie das Würzburger Team ausgemacht hat. Bislang wurde die Veränderung der Landnutzung für das Insektensterben verantwortlich gemacht, wie zum Beispiel durch den Anbau von Monokulturen wie Raps oder Mais. Auch der Klimawandel und die damit verbundene Hitze wurde als Ursache genannt. Die Kritik dabei lautet, dass die bisherigen Befunde die Vielfalt der Insektenarten nicht gut genug beachtet wurden oder nur kurze Zeiträume oder kleine Gebiete berücksichtigt wurden.
Was sind die Ergebnisse der neuen Untersuchungen?
Deshalb wurden im Frühjahr 2019 von den Würzburgern Forschern vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie an 179 Orten in ganz Bayern Netzfallen aufgestellt. Vom Tiefland bis in die Berge, in Wäldern, auf Wiesen und Feldern, in naturnahen Gebieten und in Siedlungen, überall wurden Fallen aufgestellt. Die Fallen wurden alle 14 Tage während einer ganzen Vegetationsperiode gelehrt. Daraufhin bestimmten die Forscher die Biomasse, also das Gewicht der gefangenen Insekten. Dies gilt als Maßstab für die Menge an Insekten, die in einem Gebiet vorkommt. Zudem wurden mit Hilfe von DNA-Analysen die Arten identifiziert. Bei den Untersuchungen schnitten naturnahe Gebiete wie zum Beispiel Wälder am besten ab. In der Stadt dagegen war die Biomasse der Insekten um 42 Prozent niedriger. Rund um bewirtschaftete Flächen war die Artenvielfalt um 29 Prozent niedriger. Besonders auffällig war, dass 56 Prozent weniger gefährdete Arten in landwirtschaftlichen Gebieten gefunden wurden.
Letztendlich führt die Urbanisierung zu einem Rückgang der Biomasse und die Ausweitung landwirtschaftlich genutzter Flächen zu einem Rückgang des Artenreichtums, ist das Ergebnis der Wissenschaftler. Jedoch darf man aus einem Rückgang der Biomasse nicht schließen, dass gleichzeitig auch weniger Arten gibt. Auch andere Wissenschaftler sind sich sicher, dass wärmeres Klima nicht unbedingt schadet, da Insekten im Großen und Ganzen wärmeliebende Tiere sind. Jedoch kann sich der Klimawandel indirekt auf die Insekten auswirken, wenn etwa wegen höherer Temperaturen die Nahrungspflanzen nicht mehr vorkommen oder sich die klimatischen Vorlieben von Insekt und Nahrungspflanze auseinander entwickeln. Was den Wissenschaftlern allerdings große Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass Lebensräume für Insekten immer weiter verloren gehen. Dadurch gibt es einen deutlichen Verlust der Vielfalt an Insekten.
Was kann man tun?
Die Forscher empfehlen zum Beispiel mehr Grünflächen in Städten, etwa am Straßenrand oder auf Dächern. Auch sollten bestehende Agrarumweltprogramme weiter ausgebaut werden und den Wald als Lebensraum fördern. Auch Hecken und Ackerrandstreifen sind wichtig. Davon würden viele Insekten profitieren, wie zum Beispiel Wildbienenarten, Heuschrecken oder Schmetterlinge.
Natürlich können Sie auch direkt mit wenig Aufwand den Schutz der Insekten unterstützen. Unsere Blühflächen fördern die Artenvielfalt. Werden Sie jetzt Blühpate und engagieren Sie sich für eine lebendige Natur!